Fadri Cadonau (*1996) wurde der Kunstpreis des Bündner Kunstvereins 2025 verliehen. In der damit verbundenen Einzelausstellung im Bündner Kunstmuseum nimmt der Künstler die Besuchenden mit auf eine Erfahrungsreise.
Fadri Cadonau lebt und arbeitet in Ilanz. Seine Arbeiten offenbaren jenseits ihrer formalen Qualitäten immer auch inhaltliche Ankerpunkte, die gesellschaftliche Themen reflektieren. In der Jahresausstellung 2024 untersuchte er das filigrane System der Grossstadt und überzeugte damit die Jury des Kunstpreises: Ein Haus, gebaut mit einfachsten Mitteln, beherbergt eine Videoarbeit, in der man den Künstler erkennt, wie er mitten auf einer Strassenkreuzung in Buenos Aires ein Haus aus rot-weiss gestreiften Bauabsperrungen errichtet. Die temporäre Konstruktion wurde zu einem kleinen Refugium mitten im pulsierenden Leben der Grossstadt, in der der Lebensraum ein rares Gut ist. Gleichzeitig bedeutete es für den regen Strassenverkehr ein Hindernis, das als Teil der architektonischen Voraussetzungen akzeptiert und umfahren werden musste.
Die aktuelle Ausstellung im Labor des Bündner Kunstmuseums ist eine begehbare Rauminszenierung, die mit einer klanglichen Vorahnung beginnt und in eine skulpturale Installation mündet. Seh- und Hörerfahrung treten in einen wechselseitigen Dialog, in dem sich Wahrnehmung, mediale Realität und ihre Inszenierung ineinander vermischen. Damit schliesst Cadonau an aktuelle Diskussionen an, inwiefern unterschiedliche Wahrnehmungen gesellschaftliche Debatten unserer Zeit prägen: Wie kommen unsere Vorstellungen von Wahrheit zustande? Mit welchen Mitteln kann unsere Vorstellung davon sogar gelenkt werden? Worin liegen die Ursachen für diese Diskrepanzen?
Mit dem Kunstpreis des Bündner Kunstvereins wird Fadri Cadonaus ebenso engagiertes wie poetisches Werk gewürdigt, das sich sehr offen zeigt und doch immer präzise formuliert ist.