Das vierteilige Panorama von Muottas Muragl von Giovanni Giacometti (1868 - 1933) war Ausgangspunkt einer Ausstellung im Sommer 2021 im Bündner Kunstmuseum. Der Künstler wurde durch Giovanni Segantini in das grosse Panorama-Projekt für die Pariser Weltausstellung 1900 involviert und hat nach dem Scheitern dieser Idee selbst verschiedene Panoramen gemalt: Nach dem Panorama von Muottas Muragl (1898) hat er eine Ansicht der Oberengadiner Landschaft mit dem mächtigen Hotel Palace von Maloja gemalt (1899) und als Abschluss dieser repräsentativen Auftragsbilder das bekannte Triptychon für das Hotel Waldhaus in Flims (1904). Diese drei Gemälde setzen einen fulminanten Auftakt zu Beginn der Karriere von Giovanni Giacometti und machen deutlich, wie der Maler seinen eigenen Weg einzuschlagen beginnt und seinen charakteristischen Malstil findet.

Im Nachgang zur Ausstellung wurde das vierteilige Gemälde von einer Bündner Stiftung aus Privatbesitz erworben und dem Bündner Kunstmuseum geschenkt. Es gehört zu den Schlüsselwerken von Giovanni Giacometti und setzt nun einen fulminanten Auftakt zu einer repräsentativen Werkgruppe des Künstlers in der Bündner Kunstsammlung.

Das Panorama von Muottas Muragl wurde im Auftrag von Anna von Planta für das Ferienhaus der Familie in St. Moritz gemalt und gehörte zu einem Gemäldezyklus im Esszimmer der sogenannten Chesa sur l'En. Es zeigt den Blick von Muottas Muragl ins Oberengadin. Dabei fällt auf, dass Giovanni Giacometti eine zusammenhängende Berglandschaft zeigt, dabei aber die naturgetreue Wiedergabe der Einheitlichkeit des Bildes unterordnet: So betont er die Ausdehnung in der Breite des Panoramas und verzichtet auf den Blick Richtung Maloja, der zwischen der ersten und der zweiten Tafel in die Tiefe führen würde. Die Bergkette und der durchgehende Vordergrund unterstreichen diese Bildwirkung. Im Briefwechsel mit seinem Künstlerfreund Cuno Amiet wird denn auch die Frage verhandelt, ob die exakte Wiedergabe der Natur oder die Gesetzmässigkeit des Gemäldes höher zu gewichten sei. Beide Maler bekennen sich klar zum Bild.