Andrea Todisco (*1998) ist der diesjährige Preisträger des Kunstpreises des Bündner Kunstvereins. Geboren und aufgewachsen in Rhäzüns, befasst er sich mit der erzählerischen Kraft von elementaren Materialien. In seiner Einzelausstellung im Bündner Kunstmuseum lässt Andrea Todisco eine raumfüllende Installation aus Salz und einem Gatter aus Metall entstehen, die an die Arbeit Anker und Erde (2022) anknüpft, mit der er an der Jahresausstellung 2022/23 teilnahm. Im Labor des Erweiterungsbaus türmt sich vor unseren Augen ein hoher Salzberg auf. Das Salz breitet sich über den Boden aus, offensichtlich unbeeindruckt vom eisernen Gatter, das vergeblich versucht, ihm ringsum Grenzen aufzuzeigen. In der Installation Salz und Gatter (2023) hinterfragt Andrea Todisco auf bildhaft-metaphorische Weise die Kräfte der Natur und ihre physikalischen Prinzipien. Zugleich versteht er sein Schaffen als einen Ort, an dem Narrationen zusammentreffen und wieder auseinandergehen. Am Anfang der Entwicklung dieser Arbeit steht ein Besuch einer Saline am Meeresufer im sizilianischen Trapani. Sinnbildlich verlagert er mit seiner Installation das Salz des Meeres in die Berge und schafft dabei einen geographischen Kontrapunkt. Zwischen diesen topologischen Extremen knüpft Todisco ein Netz aus unterschiedlichen Bedeutungsebenen. Er untersucht das Verhältnis von innen und aussen, Salz als lebensnotwendiges und zugleich lebensverhinderndes Mineral und seine kulturhistorische Relevanz als Grundlage von Zivilisationen.
Filmporträt Andrea Todisco