Olga Titus (*1977, CH) ist die Preisträgerin des vierten Kunstpreises des Bündner Kunstvereins. Vor dem Hintergrund ihrer schweizerisch-indisch-malaysischen Biografie beleuchtet die Künstlerin Fragen zu Identität und kultureller Prägung. Ihre Bilder aus bedruckten Pailletten, Installationen und Videoarbeiten schaffen einen einnehmenden Kosmos aus Bollywood-Ästhetik, Folklore, Popkultur und Computerspiel-Welten. In der Ausstellung im Bündner Kunstmuseum zeigt Olga Titus ihr bisher grösstes Werk aus Pailletten. Die schimmernden Pailletten bedruckt sie beidseitig und gestaltet die Bildkomposition, indem sie mit der Hand über die Pailletten fährt und an ausgewählten Stellen dreht. Die Künstlerin beschreibt das Kippen von Pailletten als malerische Geste und sagt dazu, dass die Umsetzung ihrer Bilder nie ganz abgeschlossen sei. Je nach Lichteinfall wandelt sich das Farbenspiel, je nach Berührung richten sich die Pailletten neu aus. Grundlage dieser Werke sind digitale Collagen, die sich aus Bildern aus dem Internet zusammensetzen. Das Licht spielt auch in einer neuen Werkgruppe eine zentrale Rolle. Auf dünnen Metallflächen zeichnet die Künstlerin die Spuren der Sonnenreflexionen nach, die sich während des Arbeitens auf dem Metallblatt abbilden. Mit sanftem Druck prägt sie das Lichtspiel in das Blatt. Diese Lichtprägungen ordnet Olga Titus als beidseitig einsehbare, stehende Bilder im Raum an. Auch im Video Crystallization liegen Materialität und Licht nahe beieinander. Wir sehen einen kaleidoskopartigen Kristall, der auf asiatische Landschaftsfetzen, archaische Masken, Second Life-Strände trifft. Olga Titus Bildwelten changieren zwischen digitaler und analoger Ästhetik und vermögen unseren Blick für die Vielschichtigkeit kultureller Ausdrucksformen zu schärfen. Zur Ausstellung erscheint bei Edizioni Periferia ein reich bebilderter Katalog mit Texten von Damian Jurt und Stephan Kunz.
Filmporträt Olga Titus