Focus. Alex Hanimann präsentiert Fotografien aus dem Bildarchiv der ETH Zürich
Das Bündner Kunstmuseum organisiert jährlich Kunsteinrichtungen für die Villa Garbald in Castasegna im Bergell und lädt dazu zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler ein, ihr fotografisches Werk zu zeigen.
Aus Anlass des Jubiläums «20 Jahre Seminarzentrum Villa Garbald» haben wir den Fokus der Kunsteinrichtung in Castasegna verschoben: Wir gehen diesmal nicht vom Werk eines Künstlers oder einer Künstlerin aus, sondern wollen Einblick geben ins unermessliche Bildarchiv wissenschaftlicher Fotografien der ETH Zürich. Niemand kann sich der Faszination dieses Reichtums entziehen. Daraus aber eine Auswahl zu treffen und diese in der Villa Garbald und im Neubau des Roccolo zu präsentieren, stellt eine besondere Herausforderung dar. Wir konnten dafür Alex Hanimann (*1955) gewinnen, der in seinem künstlerischen Werk immer wieder mit vorgefundenen Bildern arbeitet und uns daher für diese Aufgabe prädestiniert schien. Er setzt die von ihm aufgegriffenen Bilder meist in Zeichnung, Malerei oder Skulptur um oder bearbeitet sie durch Vergrösserung, Ausschnitte oder Raster. Für die Kunsteinrichtung in der Villa Garbald hat er fotografische Aufnahmen von Pflanzen aus dem Bildarchiv der ETH Zürich ausgewählt, präsentiert sie aber nüchtern und ohne weitere Verfremdung. Er interessiert sich vielmehr für die Schnittstellen und Brüche in den einzelnen Aufnahmen: Begeistert von der besonderen Bildqualität lässt er sich dabei einerseits von der Ästhetik leiten, von der Schönheit der Wachstumsformen und ihrer Erscheinung im fotografischen Bild. Andererseits erkennt er die wissenschaftlichen Ansprüche, die in fast jedem Bild zum Tragen kommen. Und letztlich interessieren ihn als Künstler die Formen der Inszenierung, an denen die Naturwissenschaftler ebenso teilhaben wie die Forscher des fotografischen Instituts. Alle haben sie ihre Methoden und ihre eigenen Praktiken, um den Bildern eine Form und einen Wert zu geben. Alex Hanimann eröffnet neue Perspektiven: Indem er die Aufnahmen aus ihrem klaren Kontext herauslöst, verleiht er ihnen eine überraschende Vielschichtigkeit und wir sehen nicht mehr nur die eine oder andere Pflanze, sondern zauberhafte Fotografien, in denen sich die Wissenschaft in der Kunst spiegelt und die Kunst in der Wissenschaft.
Eröffnung der Kunsteinrichtung: 29. Juni 2024, Villa Garbald, Castasegna