Otto Dix (1891-1969) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Sein engagierter Realismus machte ihn in den 1920er-Jahren berühmt, liess ihn aber während der Zeit des Nationalsozialismus zum verfemten Künstler werden. 1933 verlor er seine Professur an der Kunstakademie Dresden, seine Werke galten als „Entartete Kunst“. Otto Dix zog sich an den Bodensee in die Nähe der Schweizer Grenze zurück und schuf von 1933—1945 zahlreiche Landschaftsbilder, welche die Verwerfungen und Widersprüche der Zeit auf eine überraschende Weise reflektieren. Auffallend ist bei diesen Werken die altmeisterliche Malweise, die in starkem Kontrast zum expressionistischen Schaffen steht. Seine Landschaften gelten als Bilder einer "inneren Emigration" und vermitteln mit ihrer geradezu unheimlichen Leere ein Unbehagen in der Zeit. Die Schweiz ist in den 1930er-Jahren ein wichtiger Referenzpunkt in Otto Dix' malerischem wie zeichnerischem Werk. Seine künstlerischen und biografischen Verbindungen in die Schweiz wurden bisher aber kaum beachtet. Das Bündner Kunstmuseum geht dem in einer spezifischen Ausstellung sowie einer ausführlichen Publikation nach. Im Zentrum der Ausstellung stehen die Werke von Otto Dix, die Ende der 1930er-Jahre entstanden sind, als sich der Künstler längere Zeit zur Kur im Engadin aufhielt, und die bisher noch nie zusammen gezeigt wurden. Das Gemälde San Gian im Winter aus der Sammlung des Bündner Kunstmuseums kann so erstmals in einem grösseren Kontext von weiteren Ölbildern und einer Reihe überaus feiner Zeichnungen gezeigt werden.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Stephan Kunz und Prof. Dr. Ina Jessen. Sie ist Teil des schweizweiten Projektes «Schau, wie der Gletscher schwindet», an dem sich zahlreiche Museen und Kulturinstitutionen von Genf bis nach Graubünden beteiligen. Programm: www.artforglaciers.ch