Die Villa Planta, in der sich heute das Bündner Kunstmuseum befindet, wurde einst als privates Wohnhaus gebaut. Ausgehend von der ehemaligen Nutzung dieses Hauses hat das Bündner Kunstmuseum den in Bern lebenden Künstler Vaclav Pozarek eingeladen, hier sein Kunstprojekt „Library of Sculpture“ (LOS) einzurichten und den vormals privaten Charakter der Räume mit seiner persönlichen Sammlung zur Geschichte der Skulptur neu zu bestimmen.
Der 1940 geborene Künstler ist vor allem durch sein skulpturales Werk bekannt geworden. Dieses verbindet konstruktivistische und konzeptuelle Elemente mit einem Bezugssystem, das die allzu strenge Logik und Systematik spielerisch auflöst. Weniger bekannt ist sein grossartiges Archiv über Skulptur von der Antike bis zur Gegenwart, das im Zentrum der Ausstellung im Bündner Kunstmuseum steht und hier erstmals präsentiert wird. Vaclav Pozarek hat diese umfangreiche Sammlung über viele Jahre zusammengetragen. Sie stellt nicht nur seine eigene Kunst in einen grösseren Rahmen, sondern eröffnet ein eigentliches „musée imaginaire“ der Bildhauerei.
Für die „Library of Sculpture“ baut Vaclav Pozarek im ersten Stock der Villa Planta eine grossräumige Bibliothek mit allen dazugehörigen Einrichtungen. Seine skulpturalen Möbel fügen sich zu einer raumgreifenden Installation. Auf Regalen, Tischen, Lesepulten und Sockeln breitet der Künstler seine Sammlung an Büchern und Fotografien aus. Parallel dazu zeigt er eigene Arbeiten aus diesem Kontext sowie Modelle und Zeichnungen zu einer fiktiven Institution, die ganz der Bildhauerei gewidmet ist. Darin offenbart sich ein umfassender Skulpturbegriff, der gegensätzliche Haltungen und Ausdruckssprachen zusammenführt und damit der Moderne mit ihren klaren Ordnungen und Wertvorstellungen widerspricht und ihr ein offenes Referenzsystem entgegenhält.
Zur Ausstellung erscheint ein Buch mit zahlreichen charakteristischen Köpfen aus der Geschichte der Bildhauerei – in Vaclav Pozareks radikal subjektiver Sichtung. Ein Beiheft mit Bildern und Essays dokumentiert die Hintergründe seiner einzigartigen Künstlerbibliothek.
Gleichzeitig: Neuhängung der Sammlung
Das Bündner Kunstmuseum verfügt in seiner Sammlung über Werke aus allen Bereichen der bildenden Kunst vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Es sind vorwiegend Arbeiten von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern sowie von internationalen Kunstschaffenden mit Bezug zu Graubünden. Im Zusammenhang mit der Einrichtung der „Library of Sculpture“ in der Villa Planta wird die Sammlung neu gehängt und in einer repräsentativen Auswahl zusammen mit Neuerwerbungen präsentiert.
Gewebe. Zeichnungen aus der Sammlung
Ausgehend von Ernst Ludwig Kirchners Teppich-Entwurf „Das Leben“ zeigt das Bündner Kunstmuseum erstmals grössere Bestände an Zeichnungen und Arbeiten auf Papier aus der eigenen Sammlung und verwebt dabei Werke verschiedener Zeiten und Themen verschiedener (Lebens-)Zusammenhänge.
Vernissage: Freitag, 17. Februar, 18 Uhr
Publikation: LOS. Vaclav Pozarek. Library of Sculpture, mit Texten von Stephan Kunz und Max Wechsler, Zürich: Scheidegger & Spiess, 128 Seiten, ca. 85 Abbildungen