Als Glaziologie in Bildern könnte man bezeichnen, was der Fotograf Daniel Schwartz (*1955) seit mehreren Jahren betreibt. Seine künstlerische Arbeit ist ein spartenübergreifendes Projekt der Fotokunst im dokumentarischen Stil. Als Fotograf untersucht Daniel Schwartz die Bildkraft der Gletscher. Er fundiert seine bildnerische Arbeit durch eine umfangreiche Künstlerrecherche in Archiven und arbeitet in engem Dialog mit der Wissenschaft. Seine Bilder zeigen den Gletscher als dynamisches System und als Archiv der Klimageschichte, als persönlichen Erinnerungsort und Speicher nicht unbeschränkt verfügbarer Ressourcen. Daniel Schwartz besuchte die Fachklasse für Fotografie in Zürich und war 1990-2005 Mitglied der Redaktion der Kulturzeitschrift Du. In Zusammenhang mit seinen historisch-geografisch angelegten, aber immer gegenwartsbezogenen fotografischen Recherchen ist er weltweit unterwegs. Die Gletscher-Arbeit ist sein erstes mit der Schweiz befasstes Projekt. Es setzt im glazial überprägten Mittelland und am Jura-Südfuss an, wo Daniel Schwartz aufgewachsen ist. Über biografisch konnotierte Orte und Wege erschliesst es den Alpenraum und wird ergänzt durch Bilder ausgewählter Gletschergebiete in Asien, Afrika und Südamerika. In die Ausstellung integrierte Bilder und Kartografien zeigen Gletscherstände der Kleinen Eiszeit und markieren den Schwund im Laufe der letzten 200 Jahre. Den klimageschichtlichen Kontext liefern eingearbeitete historische und literarische Quellen. Die bildreiche und bildgewaltige Ausstellung ist ein Bewusstseins-Projekt über den Gletscher als Zeuge des anthropogen mitverursachten Klimawandels. Es beleuchtet das Verhältnis »Gletscher/Mensch« und stellt zum besseren Verständnis der Prozesse der Erderwärmung geologische, resp. glaziale Zeit in Relation zu individuell erlebbarer Menschenzeit.
Bild: Daniel Schwartz, Glaciar Pastoruri, Cordillera Blanca, Peru, 13.1.2016 © 2018, Pro Litteris, Zürich